Die zweite Krone
Pressemitteilung berlintrab.de, Sonntag, 17. Juli 2022: In den beiden Läufen des Buddenbrock-Rennens tritt die gesamte Derby-Elite an. Auch Usain Lobell, der Sieger des letztjährigen Hauptlaufs, ist mit dabei. Start des ersten Rennens um 15.30 Uhr. Qualifikation und Vorab-Interviews bereits ab 14.50 Uhr.
Eine Stute machte im Jahr 1901 den Anfang: Emilia hieß die vierbeinige Lady, die das erste jemals ausgetragene Buddenbrock-Rennen gewann. Eine Prüfung, die sich rasch den Ruf eroberte, das Orakel par excellence für das Derby zu sein, und die sich seit ihrer Einführung zu einem absoluten Klassiker entwickelt hat. Namensgeber des Rennens war der Freiherr von Buddenbrock, der in seiner Funktion als Hofmarschall des Herzogs Ernst Günther zu Schleswig-Holstein – einem für seinen ausschweifenden Lebensstil berüchtigten Adligen – eng mit dem Präsidium der Bahn im Westend verbunden war. Genau auf jener Charlottenburger Piste trabte Emilia damals dann auf der langen 2.600-Meter-Distanz die Kilometerzeit von 1:37,2 min., was sicherlich nicht einem Geschwindigkeitsrausch glich. Angesichts des von Cash Hanover (2015) und Keytothehill (2020) auf der 700 Meter kürzeren Strecke aufgestellten 12,6-Rennrekords war Emilia vielmehr im Schneckentempo unterwegs.
Usain Lobell, der Sieger des letztjährigen Hauptlaufs, begnügte sich mit einem 14er Schnitt. Er brauchte damals angesichts seiner Überlegenheit jedoch nicht mehr zu zeigen als nötig. Der Sohn der Derby-Siegerin Lobell Countess kam in dieser Saison bisher mit wechselhaften Ergebnissen in Wolvega, Aby und Vincennes an den Ablauf und gibt nun in der als 10. Rennen ausgetragenen Europagruppe-III-Prüfung, die mit 25.000 Euro dotiert ist, sein Mariendorfer Comeback. Mit der Startnummer 2 hat es der wie stets von Robin Bakker präsentierte Hengst optimal erwischt. Er gehört daher zweifellos zu den Favoriten des Hauptlaufs. Doch eine felsenfeste Bank ist der Braune nicht. Dazu ist er noch zu unsicher. Sein Trainer Paul Hagoort war vor einigen Wochen zwar davon überzeugt, die genaue Ursache für die nicht hundertprozentige Stabilität gefunden zu haben – doch die kürzliche Disqualifikation in Paris scheint dieser Annahme zu widersprechen.
Genügend Klasse besitzt Usain Lobell aber allemal und sein Mitbesitzer und Züchter Jasper Roos darf außerdem noch auf ein zweites Pferd hoffen. Cash Winner (Micha Brouwer) hat sich nach anfänglichen Schwierigkeiten geradezu sensationell gesteigert und gewann den Großen Preis von Bayern und das Pit Pan-Rennen in atemberaubender Manier. Der Ready Cash-Sohn ist trotz der ungünstigen Position 8 ebenso wie der von der Spitze aus imponierende Adbell-Triumphator Days of Thunder (Thorsten Tietz) ein möglicher Sieger. Und damit ist die Liste der Erfolgsanwärter noch längst nicht beendet. Denn Don Trixton war im selben Rennen nur eine Halslänge von Days of Thunder getrennt. Margitta Föllmers Hengst verfügt über einen geradezu mörderischen Speed und hat mit Thomas Panschow einen Mann im Sulky, dem derzeit einfach alles gelingt.
Um das 10. Rennen zu gewinnen, sollte man aber definitiv noch weitere Pferde mit auf den Schein nehmen. Lorens Flevo (Michael Nimczyk) und Grand Ready Cash (Jörgen Sjunnesson) gingen ebenso wie Lumumba (Michel Rothengatter), die einzige Stute im elfköpfigen Teilnehmerfeld, beim Kampf um den ersten Zacken der Dreifachen Krone nicht glatt, können sich nun aber rehabilitieren. Jimmy Ferro BR (Christoph Schwarz) zeigte ein feines Finish und ist ähnlich wie Staccato HL (Robbin Bot) sehr zuverlässig. Lozano (Jaap van Rijn) wagt sich nach drei Siegen hintereinander erstmalig auf die höchste Ebene und ließ zuletzt einen vorzüglichen Gegner einfach links liegen.
Überhaupt nicht einzustufen ist Lockheed Draviet (Marciano Hauber). Die neunmonatige Pause spricht zwar gegen den Hengst – aber man darf nicht vergessen, dass er Lorens Flevo im Derby-Finale 2021 nur um wenige Zentimeter unterlag. Eines ist sicher: Schon der Kampf um die Spitze wird ein richtiger Krimi werden. Denn Thorsten Tietz betonte beim Adbell-Siegerinterview, dass er Days of Thunder eigentlich gar nicht derartig offensiv vortragen wollte und Robin Bakker wird die Derby-Startgaloppade von Usain Lobell noch schmerzlich in Erinnerung haben. Beide Fahrer werden auf den ersten Metern also Vorsicht walten lassen. Aber sie können sich es sich zugleich von der Position 1 und 2 aus überhaupt nicht leisten, eingebaut zu werden – zumal direkt neben ihnen mit Don Trixton und Lockheed Draviet Konkurrenten positioniert sind, die nicht gerade für ihre Beginnerqualitäten bekannt sind. Wie wird also die Taktik aussehen? Der Hauptlauf gleicht einem Schachspiel.
Auch der mit 12.500 Euro dotierte Buddenbrock-Stutenlauf, der als 4. Rennen ausgetragen wird, hat es in sich. Denn das Publikum darf sich auf ein hochkarätiges Duell freuen. Die harte Schlachten gewohnte Riet Hazelaar (Robin Bakker) weicht erstmalig den Hengsten und Wallachen aus und kann einen gehörigen Strich gehen. „Mr. Derby“ wird vom Startplatz 5 aus also mit großer Wahrscheinlichkeit das Heil in der Flucht suchen. Aber Bakker hat einen hartnäckigen Gegner im Nacken, denn Michael Nimczyk wird mit Sunset boulevard alles daran setzen, den Rückstand von Anfang an nicht zu groß werden zu lassen. Und wenn die kleine Stute mit dem riesengroßen Kämpferherz erst einmal so richtig an einem Konkurrenten dran ist, trabt sie meist als Siegerin vom Platz.
Auch Gri My Dream zeigte zuletzt eine großartige Leistung, Ihr zweiter Platz im Adbell-Toddington-Rennen hinter Sunset boulevard war für ihren Besitzer, Züchter, Trainer und Fahrer Herbert Tuscher genauso schön wie ein voller Erfolg. Dem 76-jährigen Allrounder, der den Sulkysport leidenschaftlich liebt, ist ein erneutes gutes Abschneiden absolut zu gönnen. Luna Scott (Robbin Bot), Isla (Tim Schwarma), Flotte Biene (Kornelius Kluth), Courage (Thorsten Tietz) und Lazy Breeze (Marciano Hauber) können bei passendem Verlauf weit vorne landen – in Richtung Winner-Circle werden aber entweder Riet Hazellar oder Sunset boulevard umdrehen.
Den Auftakt der Veranstaltung macht ein Trotteur Français, in dem Grietje (Jochen Holzschuh) das Maß aller Dinge ist. Darauf folgt eine Prüfung für noch unerfahrene Pferde, in der vieles trotz des kürzlichen Ausfalls für Reine des Renards (Thorsten Tietz) spricht. Im 3. Rennen werden San Pardo (André Pögel) und Kaiserhof Newport (Christoph Pellander) eine scharfe Klinge schlagen, während in der fünften Tagesprüfung Bogomir CG (Jaap van Rijn) und if i can dream (Andreas Gläser) favorisiert sind. Im 6. Rennen gibt es nur zwei mögliche Sieger: entweder Crazy Boy (Thorsten Tietz) oder Gentle du Noyer (Thomas Panschow). Auch im 7. Rennen schaut es nach einem Zweikampf aus: Sannawa (Jaap van Rijn) misst sich mit May Scott (Dennis Spangenberg).
In der achten Tagesprüfung gehören zwei Teilnehmer, nämlich Redford (Josef Franzl) und Capitano (Jaap van Rijn) unbedingt in die Überlegungen. Des Weiteren verdienen Lopetegui (Christoph Schwarz), Othello PS (Victor Gentz), King of the Hill (Michael Nimczyk) und Pandroklus Eck (Thorsten Tietz) jede Menge Aufmerksamkeit. Das 9. Rennen stellt mit Startern wie Hockstedt (Victor Gentz), Ito (Michael Nimczyk), Chimichurri (Jaap van Rijn) und Rolfi (Thomas Panschow) einen echter Leckerbissen dar. Das abschließende 11. Rennen wartet mit drei frischen Siegern auf, nämlich Lucky Charlie (Michel Rothengatter), Hanke Vincennes (Jörgen Sjunnesson) und Alwine (Michael Nimczyk).
Tipps:
- Grietje – Haribelle – French Turgot
- Reine des Renards – Sevilla As – Bela Bartok
- San Pardo – Kaiserhof Newport – Horatio Fortuna
- Riet Hazelaar – Sunset boulevard – Gri My Dream
- Bogomir CG – if I can dream – Francesco
- Crazy Boy – Gentle du Noyer – La Vie en rose
- Sannawa – May Scott – Mountain Hero
- Redford – Capitano – King of the Hill – Othello PS
- Hockstedt – Ito – Chimichurry
- Usain Lobell – Days of Thunder – Cash Winner – Don Trixton
- Lucky Charly – Hanke Vincennes – Maharana